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Kreditwürdigkeit: Blaues Auge für Trump
Martin Ling über die Herabstufung der Bonität der USA
Es ist ein erneuter Wink mit dem Zaunpfahl: Die Ratingagentur Moody’s hat als letzte der drei großen Ratingagenturen den USA die Bestbewertung AAA bei der Kreditwürdigkeit entzogen. Weniger Kreditwürdigkeit heißt höheres Risiko und damit ein höherer Zins, der als Risikoprämie von den Gebern verlangt wird. Deswegen empfehlen die Ratingagenturen den USA unverbindlich, ihr Haushaltsdefizit anzugehen.
S&P und Fitch hatten die Herunterstufung der Bonitätsrate bereits in den Vorjahren vorgenommen, der Schritt von Moody’s ist also keine direkte Konsequenz der irrlichternden Zollpolitik unter US-Präsident Donald Trump gegenüber »Freunden« wie Kanada und der EU oder »Feinden« wie China gleichermaßen. Moody’s Argument folgt dem Standard: Der Schuldendienst aus Tilgung und Zinszahlungen in den USA steigt und damit theoretisch das Ausfallrisiko, da sich die USA immer stärker verschulden müssen, um die notorischen Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite gegenzufinanzieren.
Bisher deutet nichts darauf hin, dass die USA ausgerechnet unter Trump einen Konsolidierungskurs einschlagen. Im Gegenteil: Laut Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) dürfte die Schuldenquote (Höhe der Gesamtverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt) der Vereinigten Staaten 2025 auf 124,1 Prozent steigen. Damit wären weltweit nur sieben Länder höher verschuldet als die USA. Zum Vergleich: Für Deutschland rechnet der IWF mit einer Schuldenquote von 62,1 Prozent in diesem Jahr.
Trotz der Herabstufung werden sich die USA als Inhaber der Weltwährung US-Dollar, in der sie verschuldet sind, die sie aber auch selbst drucken können, weiter verschulden können. US-Staatsanleihen werden bis auf Weiteres weiter als einer der wenigen »sicheren Häfen« für Anleger gelten. Von dem Verlust der Kreditwürdigkeit sind die USA noch weit entfernt. Solange der Dollar die Weltwährung bleibt, wird sich das auch nicht ändern.
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