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- Brand in Moria
Afghanen zu zehn Jahren Haft wegen Brandstiftung in Moria verurteilt
Die vier Migranten legten am Samstag umgehend Berufung ein
Athen. Im Prozess um den Brand im griechischen Flüchtlingslager Moria hat ein Gericht vier Migranten zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt. Die Afghanen legten am Samstag umgehend Berufung ein, was aber keine aufschiebende Wirkung hat. Dies berichtete der staatliche griechische Rundfunk (ERT). Der Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Die Anwälte der Beschuldigten prangerten an, dass ihre Klienten keinen fairen Prozess erhalten hätten. Drei der Angeklagten seien zum Zeitpunkt des Vorfalls nicht als Minderjährige anerkannt worden, obwohl sie entsprechende Dokumente vorgelegt hätten.
Die Anklage basierte zu großen Teilen auf der Aussage eines Asylbewerbers, der ebenfalls in Moria lebte. Er beschuldigte insgesamt sechs Männer der Brandstiftung in dem Lager. Bei der Anhörung, die am Freitag begonnen hatte, war dieser Kronzeuge nicht anwesend. Nach Angaben der Verteidigung war er auch bei einem früheren Prozess gegen die beiden anderen Beschuldigten nicht anwesend, da er nicht auffindbar sei.
Weitere Zeugen vor Gericht waren Polizeibeamte und Feuerwehrleute, die im September 2020 zum Einsatzort gerufen worden waren, sowie Flüchtlingshelfer der EU und von Hilfsorganisationen, die im Lager arbeiteten.
Bei dem Brand war im September 2020 das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos fast vollständig zerstört worden, rund 12 000 Menschen wurden über Nacht obdachlos. Die Polizei ermittelte sechs Jugendliche und Männer aus Afghanistan als Tatverdächtige - sie sollen das Feuer gelegt haben, um ihre Umsiedlung aufs griechische Festland zu erzwingen. Während des Prozesses behaupteten die Angeklagten ihre Unschuld: In der fraglichen Nacht hätten sie sich an anderen Orten aufgehalten. Zwei von ihnen wurden im März nach Jugendstrafrecht bereits zu fünf Jahren Haft verurteilt. Auch sie sind in Berufung gegangen.
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